Kontakt aufnehmen
Wie sieht die Zukunft der britischen Öl- und Gasbranche aus?

Einblicke in die Branche, Fallstudien

Wie sieht die Zukunft der britischen Öl- und Gasbranche aus?

Von Malcolm Wilson, Bereichsleiter – Natürliche Ressourcen

Im vergangenen Jahr feierte Achilles FPAL, unsere Lieferkettengemeinschaft für Unternehmen in der europäischen Öl- und Gasbranche, ihr 20. Jubiläum. Vor zwei Jahrzehnten hätten wir uns kaum vorstellen können, wie technologische Verbesserungen sich auf unsere Branche auswirken würden. Und auch auf die schweren Zeiten, die unsere Industrie seitdem durchlaufen hat, waren wir nicht immer vorbereitet – aber wir stehen noch.

Anlässlich dieses Meilensteins möchte ich die Veränderungen beleuchten, die der Sektor in diesem Zeitraum erlebt hat, und erläutern, wie ich die Zukunft der Öl- und Gasindustrie sehe.

Der britische Öl- und Gassektor vor 20 Jahren

Der Öl- und Gassektor hat sich in den letzten 20 Jahren, seit der Gründung von Achilles FPAL im Jahr 1997, erheblich gewandelt. Damals war die Branche von großen Namen wie BP und Shell dominiert, die den Betrieb von riesigen Ölfeldern auf dem britischen Kontinentalschelf (UKCS) kontrollierten.

Seitdem hat sich der Markt ein wenig zersplittert: Die großen Unternehmen haben Anlagen verkauft, neue Betreiber kamen auf den Markt und veränderten die Industrie.

Es ist beruhigend, dass nach all diesen Jahren viele der Gründungsmitglieder von Achilles FPAL wie BP, Shell und Total noch immer ein wichtiger Teil der Gemeinschaft sind. In jüngerer Zeit sind andere Unternehmen wie Chrysaor, Cuadrilla und PD&MS hinzugekommen – inzwischen sind fast 80 einkaufende Organisationen Mitglied in unserer Gemeinschaft.

Jüngste Herausforderungen

Der massive Einbruch der Ölpreise hat der Öl- und Gasbranche enorme Schwierigkeiten bereitet. Anfang 2016 fiel der Barrel-Preis von rund 110 US-Dollar auf unter 30 US-Dollar – so entstand ein äußerst schwieriges Umfeld für Lieferanten, Betreiber und Auftragnehmer gleichermaßen, vor allem da die Preisfluktuation andauerte.

Zum Teil hat sich die Lage inzwischen entspannt. Derzeit kostet das Barrel Öl zwischen 70 und 80 US-Dollar. Doch die Zahl der Lieferanten, die bei Achilles FPAL registriert sind, ist seitdem deutlich gesunken. Dieser Rückgang basiert auf mehreren Faktoren, darunter Firmeninsolvenzen und eine geringere Zahl von Ausschreibungen, aber auch Fusionen oder Übernahmen durch Lieferanten, die ihre Wettbewerbsposition stärken wollen. Betreiber legen den Schwerpunkt heute auf Kostensenkungen – und das dürfte so bleiben, wenn das UKCS auch in den kommenden 30 Jahren nachhaltig arbeiten soll.

Auch der Arbeitsschutz spielt eine wichtige Rolle – 30 Jahre nach der Piper-Alpha-Katastrophe, bei der 167 Arbeiter bei einer Gasexplosion auf der Bohrinsel ums Leben kamen. Betreiber dürfen die Hände nicht in den Schoß legen: Alternde Strukturen, kombiniert mit einer mangelnden Bereitschaft, die erforderlichen langfristigen Investitionen in sicherheitskritische Projekte vorzunehmen, stellen große Herausforderungen dar. Die Kompetenz von Auftragnehmern ist ein wesentlicher Faktor, denn statistisch treten hier die meisten Unfälle auf. Dies ist ein überzeugendes Argument für effektive Lieferantenaudits und -kontrollen.

Wie sieht die aktuelle Situation aus?

Trotz der Herausforderungen der letzten Jahre bin ich überzeugt, dass Achilles FPAL und die Industrie insgesamt das Potenzial haben, das UKCS zu einem Ort zu machen, der nicht nur meiner Tochter einen Arbeitsplatz bietet, sondern in 20 Jahren auch meiner Enkelin. Das Schelf hat eine großartige Zukunft.

Ich beobachte, dass die Stabilität langsam zurückkehrt. Der aktuelle Ölpreis lässt Betreiber wieder rentabel arbeiten, die Zahl der Aufträge an die Lieferkette wächst.

Shell und BP haben ihr Engagement für die Nordsee erneut bestätigt. BP will seine Nordseeproduktion verdoppeln, während Shell eine große Investition im Penguins-Ölfeld vornimmt. Zu neueren Marktteilnehmern in der Nordsee zählen Big Players wie Equinor mit seinem vielversprechenden Mariner-Ölfeld und Chrysaor, das frühere Shell-Anlagen im Wert von 3,8 Mrd. Pfund neu belebt.

Blick in die Zukunft

Ich freue mich sehr über die aktuelle Erholung des Sektors. Doch die jüngsten Herausforderungen haben ihn auch erheblich verändert. Natürlich hat es in den vergangenen 20 Jahren immer wieder Preisschwankungen gegeben, aber die Auswirkungen der jüngsten Flaute werden wesentlich länger andauern. Die Krise hat zu Sparmaßnahmen in der gesamten Branche geführt, und ich glaube nicht, dass die Zeiten des Booms zurückkehren werden, die wir in der Vergangenheit erlebt haben – dies ist ein echter Wendepunkt im Sektor.

Früher ging es oft darum, Öl und Gas so schnell wie möglich aus dem Boden zu holen, damit Projekte schnell Einnahmen generierten – unabhängig von den Kosten für Bohrarbeiten und Arbeitskräfte. Robuste Barrel-Preise machten dies lange Zeit möglich. In Zukunft jedoch wird man stärker auf die Kosten achten müssen. Sicherheits-, Qualitäts- und Ausbildungsstandards müssen hoch bleiben, trotz der geringeren Ölpreise, daher ist ein gemäßigter Ansatz erforderlich. Besonders angesichts unserer alternden Arbeitnehmerschaft: Eine aktuelle Studie legt nahe, dass 80.000 Arbeitskräfte bis 2035 in den Ruhestand gehen oder die Branche verlassen und 40.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.

Daneben dürften Transparenz und ethisch verantwortliche Praktiken in der Lieferkette weiter eine wesentliche Rolle spielen. Einkäufer wollen nicht in die Zeiten des „schwarzen Buchs“ mit einer Liste ihrer Lieblingslieferanten zurückkehren. Stattdessen wünschen sie sich einen offenen Markt, auf dem sie mit innovativen, zukunftsorientieren Lieferanten zusammenarbeiten können – und die finden sie mit Achilles FPAL.

Technologie ist heute wichtiger als vor 20 Jahren. Wir helfen neuen Lieferanten beim Markteintritt und passen uns weiter den Anforderungen unserer Kunden an. In den letzten Jahren haben wir an Achilles FPAL Veränderungen vorgenommen, darunter die Bereitstellung von Informationen zum britischen Gesetz gegen moderne Sklaverei von 2015 sowie zu Antikorruptionsrichtlinien, die heute aufgrund von Compliance-Anforderungen wesentlich wichtiger sind.

Außerdem haben wir Faktoren wie Fachkompetenz in unsere Audits aufgenommen, um die Anforderungen unserer Kunden besser widerzuspiegeln. Die Sicherheit steht weiter im Mittelpunkt, und Achilles hat erfolgreich Audits erprobt, die den neuen IOGP-423-Richtlinien für die Zusammenarbeit von Auftragnehmern in einem Vertragsumfeld entsprechen. Dieser Service wird Einkäufern in den kommenden Monaten zur Verfügung gestellt.

Achilles FPAL

Achilles FPAL wird weiterhin von einem gewählten Lenkungsausschuss verwaltet, in dem Einkäufer, Lieferanten und führende Handelsorganisationen vertreten sind. Der Ausschuss genehmigt und managt Veränderungen in der Gemeinschaft und sorgt dafür, dass die Plattform relevant bleibt. Der Lenkungsausschuss wird die Gemeinschaft auch in der nächsten Dekade anhand klarer Leitlinien unterstützen und sicherstellen, dass sie den sich wandelnden Bedürfnissen von Einkäufern und Lieferanten gerecht wird.

Insgesamt hat die Branche sich stetig erholt, und Achilles FPAL hat dabei eine wichtige Rolle gespielt – wir sind mit Sicherheit für die nächsten 20 Jahre gewappnet, da habe ich keinen Zweifel.

Besuchen Sie die Achilles FPAL-Gemeinschaft, um mehr zu erfahren.

← Einblicke in die Branche

Sie könnten auch interessiert sein an...

Get great insights in your inbox every month

Subscribe